Über fast 400 Zuhörerinnen und Zuhörer konnte sich der Musikverein Emmelshausen am 10. Mai bei seinem Konzert freuen. Unter dem Motto „Von guten Mächten wunderbar geborgen“ hatte der Mu-sikverein dieses Jahr zu einem besonderen Konzerterlebnis eingeladen. Diese Botschaft, die aus ei-nem Gedicht des evangelischen Theologen und Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffer stammt, zog sich wie ein roter Faden durch den ganzen Abend. Es war ein Abend des Gedenkens an 80 Jahre Kriegsende, an die Befreiung von Leid, Unrecht und Gewalt, aber auch ein Abend des Erinnerns an die Bedeutung von Frieden in Europa und der Welt.
Den Anfang machte das Jugendorchester der beiden Musikvereine Karbach und Emmelshausen. Un-ter der Leitung von Jannik Bender präsentierten die fast 40 jungen Musikerinnen und Musiker ein paar abwechslungsreiche und mitreißende Stücke. So wurden u.a. „Poker Face“ von Lady Gaga, der Welthit „Shape of you“ von Ed Sheeran und Filmmusik aus dem Film „The Incredibles“ zu Gehör ge-bracht. Das Publikum honorierte den Auftritt des Jugendorchesters mit Standing Ovations und die jungen Musikerinnen und Musiker wurden nicht ohne eine Zugabe entlassen.
Im Anschluss eröffnete das Hauptorchester seinen Konzertteil mit der „Fanfare for the common hero-es“. Der belgische Komponist Jean-Pierre Haeck wollte mit diesem Werk ein Gedenken an alle stillen Helden des Alltags schaffen. Nach einer imposanten Trompetenfanfare schlossen sich so auch einige lyrische, nachdenkliche Passagen an, bevor das Stück in einem großen Finale nochmals den Glanz des Blasorchesters zum Ausdruck brachte. In den beiden anschließenden Stücken gedachten die 45 Mu-sikerinnen und Musiker des Hauptorchesters unter der Leitung von Dirigent Michael Bade gemeinsam mit den Zuhörerinnen und Zuhörern zwei besonderen Helden – Dietrich Bonhoeffer und Oskar Schindler. Beide setzten sich in der Zeit des NS gegen die Verfolgung von Juden ein und versuchten gegen das Unrechtsregime der NS vorzugehen. Beide riskierten damit ihr Leben. Bonhoeffer wurde kurz vor Kriegsende im KZ-Flossenbürg hingerichtet. Mit der wunderbaren Melodie des Liedes „Von guten Mächten wunderbar geborgen“ und dem fast weinerlich anmutenden Hauptthema aus John Williams für den Film „Schindler’s Liste“ geschriebenen Filmmusik, tauchte das Publikum in einige der dunkelsten Stunden deutscher Geschichte ein. Die Musikerinnen und Musiker wussten musikalisch zu überzeugen. Gerade die Holzblasspielerinnen und Holzblasspieler waren in den beiden Stücken be-sonders gefordert und viele Solopassagen wussten sie gekonnt und einfühlsam vorzutragen. Das sicherlich anspruchsvollste Werk „Dunkirk“, welches das Hauptorchester im Programm als nächstes präsentierte, zeigte in vielen Facetten die unterschiedlichen Klangfarben eines Blasorchesters auf. Moderator Michael Bade gab besonders bei diesem 15-minütigen Meisterwerk des spanischen Kom-ponisten José Alberto Pina den Zuhörerinnen und Zuhörern eine genauere Einführung. So konnte das Publikum als „Zeugen eines stillen Wunders“, wie Bade in seiner Ansprache betonte, die Geschehnisse am Strand von Dünkirchen nachverfolgen. Das Hauptthema wurde in einem kraftvollen Trompeten-solo von Trompeter Marius Müller vorgetragen. Nachdem eine kurze Passage die Angst der Soldaten am Strand darstellte, konnten alle Anwesenden eintauchen in die Phasen der Bombardierung durch die deutschen Streitkräfte, die misslungene und schlussendlich geglückte Evakuierung mithilfe vieler Freiwilliger. In diesem Werk waren alle gefordert, insbesondere jedoch die Blechbläser, die in unge-wohnten Höhen aufspielten und die Bedrohung der Soldaten musikalisch deutlich machten. Insbe-sondere durch die Klavierbegleitung durch Benedikt Huschke, der auch bei einigen anderen Werken das Orchester bereicherte, wurden unterschiedliche Klangwelten geschaffen, die das Publikum sicht-lich begeisterten. Im folgenden Stück „Pearl Harbor“ kam die gesamte Energie und Emotionalität des Orchesters zum Ausdruck, besonders durch die beiden Soli von Stefan Hickmann an der Trompete und Patric Kläser am Tenorhorn. Die Filmmusik des deutschen Komponisten Hans Zimmer entführte die Zuhörerinnen und Zuhörer nach Hawaii, wo am 7.12.1941 der Überfall durch die japanischen Streitkräfte auf den Stützpunkt „Pearl Harbor“ den Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg markier-te. Karl Jenkins schuf mit seiner „Mass for Peace“ eine Friedensmesse, aus der Björn Schulz das „Be-nedictus“ mit seiner wunderbaren Melodie am Tenorhorn solistisch vortrug. Dass barocke und mo-derne Klänge durchaus gemeinsam funktionieren können, zeigte der Musikverein bei seinem nächs-ten Werk „Let the Amen sound“. Das bekannte, aus der Barockzeit stammende, Kirchenlied „Lobe den Herren“ wurde in drei verschiedenen Variationen vom amerikanischen Komponisten Travis J. Cross bearbeitet. Es soll die verschiedenen Phasen im Leben eines Menschen von Kindheit und Ju-gend bis hin zum hohen Alter beschreiben. Kathleen Michel wusste im Flötensolo zu begeistern, ebenso Thomas Plume an der Oboe. Das technisch anspruchsvolle Werk mit sehr vielen schnellen Passagen und Läufen wurde vom Orchester gekonnt gemeistert. Den Abschluss des Konzertabends bildete ein Medley der Beatles, die gerade in den Zeiten politischer Spannungen und kultureller Um-brüche von Liebe statt Hass, von Gemeinschaft statt Spaltung und von einer Welt, in der der Frieden möglich ist, sangen. Das Publikum zeigte seine Begeisterung durch Standing Ovations und lang an-dauernden Beifall. Mit dem Welthit „The Sound of Silence“ verabschiedete das Hauptorchester sich und wünschte den Zuhörerinnen und Zuhörern, dass sie sich an diesem Abend „Von guten Mächten wunderbar geborgen“ gefühlt haben.

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